Die ersten Jahre
1861,
also kurz vor dem deutsch-französischem Krieg, wurde der Undenheimer
Turnverein gegründet. Damals stand das Turnen bzw. die Leibesertüchtigung
an vorderster Stelle, Sportarten wie Badminton, Volleyball etc. gab
es noch nicht.
Erster sog. Präsident des TVU war Herr Dr. Rau. Heinrich Horter als Turnwart, Julius Schilling als Schriftwart sowie Georg Borngässer
und Georg Kohlmann bildeten den Rest des Vorstandes.
1862 wurde das erste Turnfest
in Undenheim veranstaltet. Zu
diesem Fest kamen fast alle rheinhessischen Vereine einschließlich Mainz. Dieses Turnfest galt als Probeturnfest für den sich in dieser Zeit gerade formierenden Turngau Rheinhessen. Der Festplatz lag gegenüber dem Oppenheimer Weg, dort wo jetzt noch zwei Steinsäulen
am Rande der B 420 stehen
1866 sorgten die politischen Verhältnisse wieder für einen Niedergang des Turnens. In dieser Zeit beschränkten sich die Aktivitäten des Vereins auf eine jährlich
abgehaltene Mitgliederversammlung und die Ausrichtung eines Balles.
Wie treu die Mitglieder zu ihrem Verein standen, beweist die
nie unter 70
sinkende Mitgliederanzahl.
1870, mit dem Beginn des Krieges, entfachte sich wieder
die Begeisterung für das Turnen. Das blieb auch so nach
dem Krieg. Die alten Turner und ihre Zöglinge gaben den
Ansporn zum Turnen. Mit der Zeit änderte sich das Meinungsbild
und der militärische
Gedanke geriet ins zweite Glied. Hinzu kam die entstehende
Langeweile des Immer-wieder-das-selbe-Übens.
1882 vereinigte man sich mit der deutschen Turnerschaft, womit
eine Wende im Sport eingeleitet wurde.
1886 feierte man das 25jährige Bestehen des Vereins im Hof der Brauerei Eppelsheimer. Hierbei wurden die Gründungsmitglieder
mit Urkunden ausgezeichnet.
1897 richtete der Turnverein das 23. Gauturnfest des
Gaus Rheinhessen aus. Ein voller Erfolg, wie uns das Schriftführerbuch
aus dieser Zeit erzählt. Die Fahne von 1861 wurde ausgebessert
und die gesamte Bevölkerung
von Undenheim trug zum Gelingen des Festes bei. Damals hatte
der TVU schon 180 Mitglieder.
1898 waren erstmals 3 Undenheimer bei dem Deutschen Turnfest
in Hamburg dabei. Allerdings nur als Besucher bzw. Zuschauer.
1899 erwarb der Turnverein den Platz "An den Linden" -
heute jenseits und im Bereich der B 420 liegend.
1901, am 03. März, wurde unser lange
Zeit ältestes
Mitglied, Richard Kalbfuß geboren.
Bis zu seinem Tode mit 105 Jahren begleitete er den Turnverein jahrzehntelang
durch dessen Höhen
und Tiefen.
1902 führten ortspolitische Spannungen zu einer Spaltung
des Turnvereins. Neben dem alten Verein gab es nun auch die "Turngemeinde Undenheim". Beide Vereine dienten allerdings derselben großen
Sache.
1903 war Heinrich Sauer I. der
erste Undenheimer, der bei einem Deutschen Turnfest (in Nürnberg) Sieger
wurde. Er startete im Dreikampf.
1908 gewann eine Musterriege aus Undenheim in Frankfurt/Main.
1913 wurde Wilhelm Kalbfuß von der "Turngemeinde Undenheim" Sieger
im Sechskampf.
1919 kommt es zur Wiedervereinigung
der beiden Vereine zum Turnverein Undenheim. Mit der Vereinigung
wurde auch das Vereinsgelände "An den Linden" vergrößert.
Auf dem gut hergerichteten Platz mit der 200m-Rundbahn wurde
vor allem Leitathletiksport betrieben.
1921 wurde das erste Bezirkssportfest des V. Bezirks veranstaltet.
1923 war wieder ein Deutsches Turnfest, diesmal in
München. Aufgrund der Besetzung Rheinhessens war es aber Undenheimer Turnern versagt, daran teilzunehmen. Stattdessen nahm man an einem Ersatzturnfest in Kostheim teil. Dort waren unsere Turner Richard Kalbfuß und Emil Diel siegreich im Fünfkampf.
1928 nahmen Undenheimer Turner mit der Musterriege
des sog. V. Bezirks beim Deutschen Turnfest in Köln
teil.
1933 errang Heinrich Sauer II. - Anfang der 60er Jahre
Oberturnwart des TVU - in Stuttgart beim Deutschen Turnfest
den Sieg im Fünfkampf.
1936 wurde der Verein 75 Jahre alt.
1938 wurde beim Deutschen Turnfest in Breslau (heute
Polen) nochmals Emil Diel Sieger im Fünfkampf.
1938, kurz vor dem Beginn des zweiten Weltkriegs,
wurde der nördliche Teil des Vereinsgeländes durch den Bau der Umgehungsstraße abgeschnitten, wodurch auch die 200m-Laufbahn zerstört wurde. Heutzutage markieren nur noch zwei Steinsäulen den Eingang des ehemaligen Vereinsgeländes.
1945, nach der Kapitulation Deutschlands, wurde der
Verein aufgelöst und sein Vermögen beschlagnahmt. In dieser Zeit waren alle Sport treibenden Vereine der Gemeinde in einem Verein. Turner, Leichtathleten, Handballer, Radfahrer und Fussballer gehörten einem allgemeinen, dem "Sportverein 1861 Undenheim" an.
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